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Die Herausforderung

Bewegungsmangel und Probleme beim Lernen.

Übergewicht und chronische Erkrankungen bereits im Kindesalter, Lernschwierigkeiten in der Schule, Probleme im Umgang mit anderen, das Smartphone als bester Freund: So sieht die Lebensrealität vieler Kinder und Jugendlicher in Österreich aus.

Körpergewicht bei Volkschulkindern

3. Klasse, WHO-Definition
Buben
Mädchen

Quelle: APA/Gesundheitsministerium 2017

Nachhilfe bei Schulkindern

  • Im Jahr 2017 wurden 8 Millionen Euro für externe Nachhilfe bei Volksschulkindern ausgegeben. Mit einem Viertel aller Schulkinder müssen die Eltern so gut wie täglich lernen bzw. ihnen bei den Aufgaben helfen. Mit Volksschulkindern lernt und übt die Hälfte der Eltern praktisch täglich.
  • Von den Schülerinnen und Schülern in der Neuen Mittelschule und in der AHS-Unterstufe erhalten 21 Prozent eine externe Nachhilfe.
  • Pro Haushalt, der ein Kind mit bezahlter Nachhilfe hat, werden im Schnitt rund 740 Euro im Jahr für externe Nachhilfe ausgegeben.

Quelle: Arbeiterkammer 2017

Durchschnittliche Bewegungszeit von Kindern/Tag

Quelle: SportsEconAustria Institut für Sportökonomie

 

Nur noch 20 % der Schülerinnen und Schüler in Österreich erreichen das Minimum an gesundheitswirksamer Aktivität pro Tag. (Definition nach Eurostat: zumindest 30 Minuten pro Tag.)

80 % der Schülerinnen und Schüler in Österreich bewegen sich weniger als 30 Minuten pro Tag. Der Trend zu Bewegungsmangel und Übergewicht führt zur Zunahme chronischer Krankheiten.

Quelle: SportsEconAustria Institut für Sportökonomie

Die Lösung:
Bewegung macht schlau.

Durch regelmäßige Bewegung können die Gesundheit, Lern- und sozialen Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen verbessert und deren Lebensqualität nachhaltig erhöht werden. Die wichtigsten wissenschaftlich belegten Zusammenhänge auf den Punkt gebracht:
  • Regelmäßige Bewegung sorgt für eine deutliche Verbesserung der Konzentration.
  • Durch Ausdauertraining wird die Infrastruktur im Gehirn verbessert.
  • Durch koordinativ orientierte Bewegungsaktivitäten werden neuronale Netzwerke aktiviert und gestärkt. Diese können als zusätzliche Ressourcen von jenen Gehirnregionen, die beim Lernen zum Einsatz kommen, genutzt werden.
  • Bessere Lernerfolge durch regelmäßige Bewegung erhöhen die Bildungschancen. Dies wirkt sich positiv auf die späteren Berufschancen und die Möglichkeit zu einem selbstbestimmten Leben aus.

Und so beschreiben Hirnforscher und Sportwissenschafter die Zusammenhänge zwischen regelmäßiger Bewegung und Lernen im Detail:

Fakt

Regelmäßige Bewegung verbessert das Lernvermögen auf drei Ebenen:

  1. Die Verbindung von Nervenzellen zur Aufnahme neuer Informationen wird gefördert.
  2. Die Entwicklung neuer Nervenzellen im Gehirn wird unterstützt.
  3. Wachsamkeit, Aufmerksamkeit und Motivation werden erhöht.

Quelle: Beer/Schwarz, "Lernen und Bewegung", 2012

Biochemisch lassen sich diese Effekte folgendermaßen erklären:

Fakt

Aufgabe des Gehirns ist es, Informationen von einer Synapse, also der Verbindungsstelle zwischen zwei Nervenzellen, zu anderen weiterzuleiten. Dazu ist Energie erforderlich. Diese wird in Form von Glukose, also Zucker, und Sauerstoff über das Blut bereitgestellt. Mit Hilfe des Sauerstoffs wird die Glukose in den Energieträger Adenosintriphosphat, kurz ATP, umgewandelt. ATP ist wichtig für die Zellfunktion.

Körperliche Betätigung führt zu einer verstärkten Durchblutung, besseren Sauerstoff- und Energieversorgung im Gehirn und regt die Aktivität der Synapsen an. Außerdem produzieren die Muskeln bei Bewegung spezielle körpereigene Botenstoffe. Diese beeinflussen den Stoffwechsel und die Strukturen im Gehirn positiv.

Fakt

Einer dieser körpereigenen Botenstoffe sorgt zum Beispiel dafür, dass im Gehirn neue Kapillaren – neue Informationsleitungen – aufgebaut werden und das Gefäßsystem erweitert wird. Mehr von diesen „Straßen“ und vor allem größere Straßen bedeuten eine bessere Durchblutung des Gehirns. Andere Stoffe sorgen dafür, dass die körpereigene Zellreparatur angeregt wird, das Stresshormon Cortisol unter Kontrolle gehalten wird und wichtige Botenstoffe am jeweils richtigen Level bleiben. Das sind vor allem Serotonin zur Regulierung der Gehirnfunktionen sowie Noradrenalin und Dopamin zur Steuerung von Aufmerksamkeit und des Wachsamkeitsgrades.

Es genügt bereits geringfügige regelmäßige Bewegung, um das Gehirn durch die Ausschüttung dieser Botenstoffe in seiner Arbeit zu unterstützen. Bei der Art der Bewegung sind es vor allem koordinativ herausfordernde Bewegungen, die viele Areale in unserem Gehirn ansprechen und die Synapsen der Netzwerke aktivieren.

Fakt

Während Übungen zur Verbesserung der Ausdauer, also aerobes Training, den Spiegel an Botenstoffen erhöhen, neue Blutgefäße entstehen lassen, die Wachstumsfaktoren einleiten und zur Zellvermehrung beitragen, sorgen koordinativ orientierte Aktivitäten dafür, dass diese „Infrastruktur des Gehirns“ durch eine Stärkung und Erweiterung der Netzwerke aktiv genutzt wird. Je komplexer die Bewegungen sind, desto komplexer werden die synaptischen Verbindungen. Diese Schaltkreise, die durch körperliche Betätigung entstehen, können von anderen Gehirnregionen „rekrutiert“ und zum Denken genutzt werden.

Es gibt keine Altersgruppe, für die Sport so wichtig ist wie für drei- bis zehnjährige Kinder. Regelmäßige Bewegung in diesem Alter unterstützt die sprachliche, intellektuelle und körperliche Entwicklung ganz besonders. Bewegung mit entsprechendem Spaßfaktor führt zu Entspannung, verbessert die Konzentrationsfähigkeit und gibt den Kindern mehr Selbstvertrauen. Bei älteren Kindern kann Sport die nötige Zuversicht und den Ehrgeiz vermitteln, die Schulausbildung abschließen und sich ein eigenes Leben aufbauen zu wollen.

Prof. Dr. Kurt Widhalm – Präsident des Österreichischen Akademischen Institutes für Ernährungsmedizin

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