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"Ich unterstütze motion4kids, weil ich die Verbindung zwischen Sport und Technik wichtig finde"

FH-Prof. Ing. MMag. Dr. Anton Sabo ist sicherlich einer der profundesten Kenner der Materie Sport und Technologie in Österreich. Als Fakultätsleiter des FH Technikum betreut er unter anderem auch das Master Studium "Sports Technology". Wir freuen uns, dass sich Prof. Sabo im Kuratorium von motion4kids engagiert. Im Interview fragen wir nach seiner Motivation dafür.

Lieber Herr Doktor Sabo, können Sie uns kurz die „FH Technikum Wien“ vorstellen?

Das Technikum Wien ist eine der ersten FHs Österreichs, wir haben 1994 mit 45 Studierenden im Studiengang Elektronik begonnen. Ich habe damals angefangen, den Studiengang Biomedizinische Technik mitaufzubauen. Mittlerweile bin ich jetzt seit 28 Jahren dabei und wir haben 5000 Studenten in 12 Bachelor und 19 Masterstudiengängen. Wir sind die einzige rein technische FH Österreichs und bieten in Kooperation mit anderen Unis auch Dissertationsprogramme an. Die FH hat vier Fakultäten: Elektronik, Maschinenbau, Informatik und ich leite die Fakultät Life Science Engineering, die sich mit Biotechnologie, Medizintechnik und Sports Engineering beschäftigt.

Beim Master Studium Sports Technology werden von Studierenden Projekte umgesetzt. Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Projekte aus? Können Sie uns ein Beispiel geben?

Wichtig sind die Ziele der Industrie, da wir auf externe Finanzierung der Forschung angewiesen sind. Wir haben an der Fakultät 21 Technologielabors mit Messtechnik, und haben im Sportbereich 1200 Projekte in den letzten 25 Jahren für Firmen wie Nike, Adidas, Atomic, aber auch aus der Medizintechnik Otto Bock und Biotechnologie wie Pfizer, abgehandelt. Aktuell arbeiten wir an Projekten um rund € 8,5 Mio, 432 Studierende haben mit dem Master of Science in Engineering in Sports-Technology bei uns abgeschlossen, davon 90% im Rahmen von Projekten mit Firmen. Das Ziel dabei ist, dass unsere AbsolventInnen bei diesen Firmen anschließend gleich einen Job bekommen.

Was sind die größten Hürden in der Umsetzung der Projekte und was die schönsten Erfolgserlebnisse?

Ich erinnere mich zum Beispiel an ein tolles Projekt mit Adidas. Wir wollten wissen, ob es Sinn macht, einen eigenen Laufbandschuh zu bauen. Und ja, es macht Sinn, wir konnten das innerhalb von zwei Jahren beweisen. Oder ein Projekt, bei der wir uns mit der Dynamik des Schutzhelmes beschäftigten: Es ging darum, die Oberhaut zur Unterhaut des Helmes flexibel zu gestalten, sodass seitliche Rotationsbeschleunigungen, die Schädigungen der Synapsen im Gehirn hervorrufen, abgefangen werden können.

Die größten Hürden hingegen heißen Euro. Ich habe vier Gründe der Projektwürdigkeit: Der eine heißt „echter Auftrag in Geld“, der zweite „Publikationsfähigkeit“, der dritte „Patent“ und der vierte heißt „Job für die AbsolventInnen“.

Motion4kids baut ja auf den Zusammenhang Bildungsförderung durch Bewegung – ist das am Technikum ein Thema?

Grundsätzlich ja. Wir hätten gerne viel mehr Möglichkeiten, Sport anzubieten. Leider haben wir als Verein wenig Platz, wo wir Sportsäle hinbauen können.

Wie sieht es bei den Studenten von Sports Technology aus? Sind die auch sportlich oder ist es eher ein akademisches Interesse?

Im Studiengang gibt es sport-praktische Messtechnikwochen, wo wir auch aktiven Sport dabei haben, aber natürlich hätten unsere Studierenden gerne mehr Sportangebote. Unsere Studierenden sind sehr sportlich und das versuchen wir zu fördern, nur haben wir eigentlich eine technische Ausbildung und es fehlt uns an Zeit und Geld.

Wie stehen Sie selbst zu Bewegung? Was ist Ihr persönlicher Lieblingssport?

Ich selbst habe zwischen meinem zehnten und meinem vierzigsten Lebensjahr in etlichen Sportarten Wettkämpfe bestritten: Geräteturnen, Tennis, Fußball, Mountainbiken,  Radrennen, Snowboardrennen, Triathlon, Windsurfen, Schirennen, etc. Außerdem habe ich drei staatliche Lehrwarteausbildungen. Dieser aktive Zugang zum Sport hat mir dabei geholfen, das Curriculum „Technologie für den Sport“ zu entwickeln. Jemand, der einen Tennisschläger entwickeln will, muss Tennis spielen können, sonst funktioniert das nicht.

Haben Sie Kinder und falls ja, wie halten Sie es bei ihnen mit Bewegung?

Ich habe einen Sohn und zwei Enkerln und alle sind sehr, sehr sportlich. Mein Sohn hat in der Staatsliga und Wiener Liga Tennis gespielt, bevor er den Weg des Studiums eingeschlagen und als staatlicher Tennislehrer nebenbei ein bisschen Geld verdient hat. Die Enkerln sind im Schwimmverein und fahren Carving-Ski. Meine Frau war 35 Jahre lang Leiterin eines Kindergartens und hatte dort einen großen Bewegungsraum für Kinder, wo sie auch Kinderturnen und Kindertanzen angeboten hat. Insgesamt sind wir sind eine sehr sportinteressierte Familie.

Jetzt noch ein paar Fragen zur Zusammenarbeit mit motion4kids:

Wie sind Sie auf m4k gekommen? Wieso unterstützen Sie m4k? Was würden Sie möglichen Kooperationspartnern sagen, warum sie m4k unterstützen sollen?

Ich bin über Elisabeth Kuhn zu motion4kids gekommen, die ja auch im Kuratorium ist. Mit ihrem Mann Werner bin ich früher Radrennen gefahren. Ich unterstütze motion4kids, weil ich die Verbindung zwischen Sport und Technik wichtig finde. Ich bin durch mein Doktorat in Medizintechnik und meine zusätzlichen Studien in Physik und Sportwisschenschaften quasi das technische Gehirn für den Sport in Österreich.

Wie schaut Ihre Zusammenarbeit mit/Unterstützung für m4k konkret aus?

Ich sitze im Kuratorium und habe ein Auge auf die technische Machbarkeit der Projekte, bin also die Schnittstelle zwischen Technologie und Bewegung. Ich hinterfrage, ob das Projekt Sinn macht, ob die Datenerfassung, das physikalische Prinzip des Sensors, der diese Daten liefert, sinnvoll ist. Ist es der falsche Sensor oder falsch eingesetzt, sind die Daten falsch.

Welches Förderprojekt mögen Sie am meisten? Warum?

Train@Game hat am meisten Bewegung dabei. Natürlich muss es Technologie heute auch geben und natürlich macht es Sinn. Wir können die Kinder nicht vor dem Handy verschließen. Aber je mehr Konsolen und je mehr Systeme wir ihnen in die Hand geben, damit sie sich selber nicht mehr bewegen müssen, je mehr der Computer macht, umso weniger sinnvoll ist es dafür. Wenn es aber Bewegungsspiele gibt, bei denen ich nach der Anleitung mitttanze oder mittrainiere, dann ist das aus meiner Sicht sinnvoll. Daher ist train@Game für mich ein gutes Förderprojekt.

Was möchten Sie m4k mit auf den Weg geben?

Wichtig ist es, Projekte zu fördern, wo die technische Umsetzung, die richtige Datenerfassung mitgedacht wird. 90% der Fehler passieren in der Sensorik.

Besonders wichtig wäre es, die Grundausbildung des Körpers schon bei Kindern zu optimieren, damit sie später den Alltagsbelastungen, wie den ganzen Tag vor dem Computer zu sitzen, gewachsen sind.

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