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Entspannung für Leib und Seele - Zwischen OMMM und ATP

Endlich Sommerferien! Während uns Magazincover mit Bildern von Sonnenuntergängen, Cocktails in Hängematten und über Wiesen tollenden Kindern triggern, sieht die Realität meist ganz anders aus. Selbst wenn keine „schulfreie Lernzeit” ansteht, bleibt vielen Familien der Spagat zwischen unbetreuter Ferienzeit und fünf Wochen Jahresurlaub. Die Aussicht auf zwei unendlich lange Sommermonate klingt nicht mehr so sehr nach Traumurlaub als nach Albtraum. Manche Glücklichen können auf Oma und Opa zurückgreifen oder haben vielleicht Überstunden angespart. Andere jonglieren zwischen Feriencamps, Freunden in ähnlichen Situationen oder müssen ihre Kids dem virtuellen Babysitter anvertrauen. Was dabei zu kurz kommt, sind die Kinder und die wohlverdiente Entspannung nach dem Schuljahr.

Gerade aus dem Sport kennen wir: Muskeln anspannen, Bauch fest machen, jetzt streng dich mal an…Dass das Kraft und Energie braucht, ist jedem klar. Weniger bekannt ist, dass auch Entspannung Energie benötigt. Ein kurzer Ausflug in die Biochemie: Muskelentspannung benötigt Energie, die durch ATP (Adenosintriphosphat) bereitgestellt wird. Durch ATP können sich die muskelkontrahierenden Muskelproteine Aktin und Myosin voneinander lösen. Ohne ATP bleiben sie verzahnt. Einen raschen Abfall von ATP und die Auswirkungen kennen wir als Totenstarre (Rigor Mortis). Weniger drastisch, aber häufig und unangenehm sind Muskelverhärtungen als Folge der Erschöpfung der ATP-Vorräte. Auf Grund einer länger dauernden Belastung (Schlagwort: Fehlhaltung) und einer damit einhergehenden schlechten Durchblutung und eingeschränkten Nährstoff- und Sauerstoffversorgung, kommt es zu einer Ansammlung von Abbauprodukten und die ATP-Produktion geht zurück. Die Muskeln haben keine Energie zum Entspannen und verhärten sich. Dieses physische Phänomen ist in der Sportwelt durchwegs bekannt. Ratschläge für die unmittelbare Regeneration nach dem Training umfassen neben einer ausreichenden Nährstoffversorgung mit Kohlenhydraten, Eiweiß und Mikronährstoffen (Kalium!), wenig hochwertigem Fett und keinem bis wenig Alkohol, da dieser Vorrang bei Abbau im Stoffwechsel hat. Auch Schlaf und gegebenenfalls eine Sportpause – Stichwort „Restday“ - sind wichtig. 

Ganz nach dem Motto unserer Leistungsgesellschaft „bigger, better, faster, more“, wird allerdings völlig darauf vergessen, dass nicht nur unser Körper, sondern auch unser Geist und unsere Seele Entspannung benötigen. Das ganze (Schul-)Jahr über hören wir: Beiß die Zähne zusammen, klemm dich dahinter, gib Gas. Auf der Strecke bleibt unser Parasympathikus. Wie der Sympathikus ist er Teil unseres vegetativen Nervensystems, allerdings sein Gegenspieler. Wo der Sympathikus dafür sorgt, dass wir aufmerksam sind, alle Sinne sich nach außen richten, das Herz schneller pumpt und die Atmung schneller geht - all das Mechanismen, um uns Flucht oder Kampf zu ermöglichen, ist der Parasympathikus das genaue Gegenteil. Er sorgt für das “Runterkommen", lässt Raum für Verdauung und reproduktive Hormone und versetzt uns in einen friedlichen entspannten Zustand. 

Was können wir tun, um unseren Parasympathikus zu unterstützen? Meditation ist eine gute Möglichkeit, sie hilft nicht nur bei der Entspannung, sondern bewirkt auch langfristig eine direkte Veränderung der Hirnstruktur. Wenn sich Meditation im Sitzen für den Anfang zu schwierig anhört, kann man ja vielleicht mit einer Gehmeditation starten: Dabei fokussiert man sich im Gehen beispielsweise auf den Atem, Geräusche oder Gerüche. Oder man probiert es mit einer Traumreise. Andere Entspannungsvarianten sind Autogenes Training, das auf Autosuggestion basiert oder progressive Muskelentspannung, die speziell gegen Ängste und Depressionen hilft. Wer noch mehr „Action“ möchte findet sie bei Yoga oder Tai Chi.

Wichtig ist, sich vor Augen zu führen: Where attention goes, energy flows. Die kleinen Inseln der Ruhe, die sich durch das Fehlen der Alltagsstruktur auftun, bewusst zu nutzen. Zumindest müssen jetzt keine Hausübungen kontrolliert, keine Prüfungen vorbereitet und keine Jausenboxen gepackt werden.  Stattdessen geht sich vielleicht ein Picknick im Park, ein kleiner Ausflug am Wochenende oder ein Abendspaziergang aus. Bewusst mit den Kindern auch diese kleinen Freuden zu genießen und so das Hamsterrad für den Sommer einzumotten. 

Unterstützen kann dabei auch unser neues Pilotprojekt: GEDS steht für Gesundheit, Entwicklung, Durchblick und Selbstbewusstsein. In persönlichen Coachings werden Kinder und Jugendliche für die alltäglichen Herausforderungen fit gemacht. GEDS bietet über den Sommer auch Feriencamps. Kennenlernen kann man GEDS bei kostenlosen Pop-Up Trainings im Prater.i  

In diesem Sinne: Gute Entspannung und einen schönen Sommer! 

 

Mag. Barbara Fisa, MPH, studierte erst Handelswissenschaften bevor sie ihre Leidenschaft für Sport, gesunde Ernährung und Entspannung zu Public Health brachte. Sie versteht sich als Vermittlerin von Wissenschaft, ist Beraterin, Keynote-Speakerin und Autorin („Raus aus der Pflegefalle“ gemeinsam mit Prof. Dr. Bachl und Dr. Biach im Springer Verlag; link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-63396-0). Sie arbeitet an Systemen zur Förderung eines gesunden Lebensstils für Menschen nach der Pensionierung, dem „Best Agers Bonus Pass“, und berät die Stiftung motion4Kids. Nähere Informationen unter thehealthychoice.at 

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