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Schulstart für Schulstars - Von Zuckertüten und Pausenprofis

Der erste Monat des neuen Schuljahres ist quasi geschafft. Die Hefte sind besorgt, das erste Turnsackerl verloren und die Schultüten leergegessen. Apropos Schultüte: Diese Tradition gibt es seit 1801, seit 1852 hat sie sich durch ein Kinderbuch von Moritz Heger in allen deutschsprachigen Ländern verbreitet. In dem „Zuckertütenbuch für alle Kinder, die zum ersten Mal in die Schule gehen“, pflückt der Lehrer Schultüten von einem Baum im Schulkeller. Nett!
Fast noch faszinierender als die ausufernden Befüllungen der modernen Schultüten, waren die Meldungen der Tagespresse vor dem Schulstart.

Neben den immer wiederkehrenden wohlgemeinten Tipps, wie dass die Schultasche maximal zehn Prozent des Körpergewichts wiegen soll und Ratgebern zu Themen wie „Wie überlebe ich den ersten Elternabend“, fällt hier zusehends ein Grundtenor auf: Hier als Beispiel ein paar Zitate aus einer Tageszeitung „Des einen Freud des andern Leid…hält sich die Freude bei einem Großteil der Schülerinnen und Schüler naturgemäß bedeckt...Wer das große Jammern am ersten Schultag verhindern will…“. Oder auch eine Werbung, die klar in „brave Kids und coole“ trennt. Entschuldigung???

Wollen wir uns kurz zurück erinnern: 1774 wurde von Maria Theresia die sechsjährige Schulpflicht festgelegt. Seit 1962 gab es keine Aufnahmeprüfung mehr, dafür einheitliche Lehrpläne für Mädchen und Burschen. Ab dann stieg das Bildungsniveau in Österreich sukzessive: Hatten im Jahr 1970 nur vier Prozent der Bevölkerung einen Hochschulabschluss und auch nur knappe zehn Prozent die Matura, sah das zwanzig Jahre später schon anders aus: Die Zahl der Hochschulabgänger hatte sich verdoppelt, 15 Prozent schlossen mit der Matura ab und der Besuch einer AHS war die Norm. 1971 führte die Regierung Kreisky das Gratisschulbuch und die Freifahrt ein.

Bildung ist aber keineswegs nur eine Pflicht, sondern ein Privileg und ein aussagekräftiger Prädiktor für Gesundheit. Neben dem persönlichen Lebensstil, den Genen und der medizinischen Versorgung ist Bildung auch eine der wesentlichsten Voraussetzungen für eine hohe Lebenserwartung, viele gesunde Lebensjahre und dafür, nicht – oder sehr spät - dement zu werden.

Offensichtlich muss man diese Zusammenhänge wieder vermehrt ins Bewusstsein rufen.

Was man sich auch ins Bewusstsein rufen muss, ist, wie wichtig Bewegung und Sport für die schulische Leistung und in weiterer Folge für die Bildung sind. Vorbei die langen Sommertage, an denen die Kids wie von selbst Rad fahren, ins Bad gehen oder sich zum Fußballspielen treffen. Im durchgetakteten Alltag bleibt oft für solche unstrukturierten spontanen Tätigkeiten wenig Zeit. An dem einen oder anderen Tag gibt es vielleicht einen Tanzkurs oder Kinderturnen. Aber reicht das? Die Bewegungsempfehlungen für diese Altersgruppe sprechen von täglich mindestens 60 Minuten Bewegung. Dazu verordnen sie Kraft-, Koordinations- und Beweglichkeitstraining. Schwierig, das in einem vollen Zeitplan unterzubringen. Das Zauberwort lautet: Alltagsbewegung! Man könnte zum Beispiel mit dem Rad zur Schule fahren: Radfahren verbessert Kondition, Koordination, Kraft und Ausdauer. Falls es die Länge des Schulweges zulässt, ist auch das Zu-Fuß-Gehen eine gute Möglichkeit. Aktuell wird jedes fünfte Kind in Österreich mit dem Auto zur Schule gebracht. Dabei bietet der Schulweg ein ausgezeichnetes Lernumfeld für die Verkehrskompetenz. Klar ist hier die Sicherheit das Wichtigste: Laut Verkehrsclub Österreich sind im Jahr 2022 über 400 Kinder auf dem Schulweg verunglückt. Daher ist es wichtig, den Schulweg anfangs gemeinsam zu üben, potenziell gefährliche Situationen durchzubesprechen und lieber den längeren, aber ungefährlicheren Weg zu nehmen.  Sechs bis zehn „Übungsdurchgänge“ sollten reichen, dann können auch die Erstklässler den Weg allein schaffen. Und das Handy in der Schultasche zu lassen: Jeder fünfte Fußgänger-Unfall passiert wegen „Smartphone-Zombies“.

Am Nachmittag darf das Handy dafür gerne wieder aus der Schultasche. Zum Beispiel für eine bewegte Pause mit unserem neuen Projekt: „Break it Kids!“ Break it Kids ist eine wissenschaftlich fundierte Bewegungspause in drei Phasen für Kinder von drei bis zwölf. In der ersten Phase "Fire it up", sind Ausdauer und Gleichgewichtssinn gefragt, darauf folgt Phase 2 "Focus it", die die Aufmerksamkeit fördert. Die dritte und letzte Phase „Cool it down", hilft wieder in eine ruhige Konzentration zu kommen. Insgesamt dauern die Abenteuer circa zehn Minuten und lassen sich so perfekt vor dem Beginn der Hausübung oder als Unterbrechung beim Lernen einbauen. Gut für das Gehirn und die körperliche Entwicklung!

 

Mag. Barbara Fisa, MPH, studierte erst Handelswissenschaften bevor sie ihre Leidenschaft für Sport, gesunde Ernährung und Entspannung zu Public Health brachte. Sie versteht sich als Vermittlerin von Wissenschaft, ist Beraterin, Keynote-Speakerin und Autorin („Raus aus der Pflegefalle“ gemeinsam mit Prof. Dr. Bachl und Dr. Biach im Springer Verlag; link.springer.com/book/10.1007/978-3-662-63396-0). Sie arbeitet an Systemen zur Förderung eines gesunden Lebensstils für Menschen nach der Pensionierung, dem „Best Agers Bonus Pass“, und berät die Stiftung motion4Kids. Nähere Informationen unter thehealthychoice.at

 


 

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